Friedliches Zusammenleben bis 1933
1. Das Gemeindeleben wurde durch den
Gemeindevorstand und seine Gremien organisiert
Das Gemeindeleben der Juden in Bergen wurde wie überall in
Deutschland durch den Gemeindevorstand und seine Gremien
organisiert.
Verschiedene soziale Vereine sind dem Namen nach überliefert, wie
•
die Israelitische ältere Männerkrankenkasse,
•
die Israelitische jüngere Männerkrankenkasse,
•
der Verein für Gegenseitigkeit, •der Frauenverein,
•
der Freundschaftsclub und
•
die Stiftung zur Erhaltung des alten Friedhofs.
Spuren dieser Vereine, die auf ihren Umfang und ihre Aktivitäten
verweisen, wurden bisher nicht gefunden.
Viele Familien waren über Jahrhunderte oder Jahrzehnte hier
ansässig, so die Familie Rosenthal-Heß, die seit 1650 hier
ununterbrochen lebte und vielfältig verzweigt war.
Die Juden fühlten sich in Bergen als Bürger selbstverständlich
zugehörig und wurden als Menschen, Geschäftsleute und Mitbürger
geachtet. Viele trugen Spitznamen wie - ‘s Hiemche, ‘s Knäulche, ‘s
Pudelche, der Zigeunerbaron, die Deichsel - es waren keine
gehässige Namen darunter.
Freundschaftliche Beziehungen zwischen Juden und Christen
bestanden. Ludwig Rosenthal schreibt dazu in seinem Buch:
„Jüdische Kinder wurden zur Weihnachtszeit eingeladen, an
den Feiern unter dem brennenden und geschmückten
Weihnachtsbaum teilzunehmen, und umgekehrt sandten wir
unseren christlichen Freunden zur Pessachzeit von unseren
Mazzos (Osterbroten).“
Ein weiterer Beleg für die Verbundenheit
der Juden mit Bergen war die Tatsache,
dass von den 75 Opfern, die der Erste
Weltkrieg unter der Bergen-Enkheimer
Bevölkerung forderte, sieben junge
Juden aus Bergen waren.
Ehrenmal des Ersten Weltkrieges, 1930
Foto: 2020 Ewald Wirth
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2. Im kleinstädtischen Vereinsleben waren Juden wie
selbstverständlich beteiligt
Bis zur Machtergreifung der
Nationalsozialisten lebten Christen
und Juden in Bergen-Enkheim
friedlich zusammen
In Bergen-Enkheim hat es nie eine
Judengasse gegeben, vielmehr waren die
jüdischen Wohnhäuser und Geschäfte
inmitten der bürgerlichen Gemeinde und in
ganz Bergen rund um die Marktstraße
angesiedelt.
Von dem friedlichen Zusammenleben aller
Bürger zeugen eindrucksvolle Fotoaufnahmen
aus der Weimarer Zeit.
Brüder Röder und H. Heß (rechts)
ca. 1928 Hof Ecke Rathausgasse/ Marktstraße
Foto: Medienzentrum Hanau - Bildarchiv (Sig. 4022/D2)
Mit freundlicher Genehmigung des Medienzentrums Hanau,
15.01.2021
Auf der Rückseite des Manmals sind die Opfer
aufgelistet, darunter auch Juden.
Foto: 2020 E
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Geschichte der jüdischen Gemeinde Bergen-Enkheim
Digitale Neugestaltung der gleichnamigen Ausstellung von Helmut Ulshöfer
Initiative Stolpersteine Bergen-Enkheim
Frankfurt am Main