Jüdische Schule und Synagoge
2. Die jüdische Gemeinde hatte zwei Friedhöfe
Im Zentrum von Bergen, am Ludwig-Klemann-Weg liegt der alte
jüdische Friedhof, auf dem bis 1924 Beerdigungen vorgenommen
wurden. Auf der Fläche von 1731 Quadratmetern stehen etwa 50
Grabsteine.
Es hält sich das Gerücht in Bergen, dass viele Steine in der Nazi-Zeit
für den Bau von Gartenmauern verwandt wurden. Ein kürzlich in
einem Privathaus aufgetauchtes Sterberegister der Israelitischen
Kultusgemeinde Bergen (mittlerweile im Besitz der jüdischen
Gemeinde Frankfurt) für den Zeitraum 1825 - 1874 weist aus, dass
allein in diesen 50 Jahren 196 Personen hier begraben wurden.
Insgesamt kann davon ausgegangen werden, dass ca. 800 bis 1000
Juden aus Bergen und aus Fechenheim auf diesem Friedhof
begraben worden sind
Teilansicht des alten jüdischen Friedhofs
Foto: 2020 Ewald Wirth
Wahrscheinlich wurde dieser Friedhof zur gleichen Zeit wie die
"Judenschule" zwischen 1660 und 1717 außerhalb der
Stadtmauer angelegt. Es gibt nur Vermutungen darüber, dass die
wenigen Bergener Juden ihre Toten des 14. - 17. Jahrhunderts an
anderen Orten der Wetterau (u.a. in Windecken) begraben haben.
Die jüdische Überlieferung der Ehrfurcht vor den Toten verlangt eine
Bestattung, die so rasch und einfach wie möglich vor sich gehen
soll. Der Verstorbene wird in ein weißes Sterbegewand gehüllt und in
einen einfachen Holzsarg gelegt.
Der Friedhof hat bei den Juden mehrere Namen, so Bethakwarot
(Haus der Gräber) oder Bethaolam (Haus der Ewigkeit oder der
gute Ort). Dort wird der Tote, wie Juden sagen, zu Kewer Israel
(Jüdisches Grab) gebracht. Blumen werden weder zur Bestattung
noch als Grabschmuck verwendet. Die Füße der Toten sind nach
Osten ausgerichtet. Der Grabstein wird erst zwölf Monate nach der
Beerdigung gesetzt, und zwar senkrecht
zu Häupten der Toten.
> Weiterlesen: ZUSAMMENLEBEN:
Bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten lebten Christen
und Juden in Bergen-Enkheim friedlich zusammen
1: Jüdisches Gemeindeleben
Im 19. Jahrhundert waren die jüdische
Schule und die Synagoge zu klein
geworden
Zentrum der jüdischen Gemeinde war ein
Mehrzweckhaus, die sog. „Judenschule“,
die als Unterrichts-räume, Wohnung des
Rabbiners oder Kantors, Bethaus und
Versammlungs-raum genutzt wurde.
Alte Synagoge in der Rathausgasse
Foto: 1912/13 Courtesy Leo Baeck Institute, New York
Courtesy of the Leo Baeck Institute, New York. 10.01.2021.
Mit freundlicher Genehmigung des Leo Beck Instituts, New York.
1853 stellte die Gemeinde Bergen der
jüdischen Gemeinde ein Gebäude in der
Erbsengasse, heute Conrad-Weil-Gasse, zur
Verfügung. Nach dem Umbau wurde die neue
Synagoge unter großer Beteiligung der
Öffentlichkeit 1854 eingeweiht. Sie war das
religiöse und geistige Zentrum der jüdischen
Gemeinde bis 1938.
Jüdischer Friedhof
an der Vilbeler Landstraße
(1925 - 1942)
Foto: 2020 Ewald Wirth
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Geschichte der jüdischen Gemeinde Bergen-Enkheim
Digitale Neugestaltung der gleichnamigen Ausstellung von Helmut Ulshöfer
Initiative Stolpersteine Bergen-Enkheim
Frankfurt am Main