Terror der Nationalsozialisten
4. Nach dem Krieg wurden
•
einige Täter zur Rechenschaft gezogen und
•
Überlebende in einem begrenzten Maß
entschädigt
Nach der Befreiung vom Faschismus, dem 08. Mai 1945 änderte
sich auch in Bergen-Enkheim zunächst nicht sehr viel. Der
Bürgermeister der Gemeinde, seit dem 01. April 1933 im Amt
wurde von den Amerikanern weiterhin als Bürgermeister eingesetzt.
Erst nachdem die Gerüchte nicht verstummen wollten, dass er an
der Zerstörung der Synagoge am 10. November 1938 beteiligt
gewesen sei, wurde er seines Amtes enthoben. Am 15. April
1947wurde dann gegen ihn und vier weitere Angeklagte vor der
1. Strafkammer des Landgerichtes in Frankfurt der Prozess
wegen der Zerstörung der Synagoge eröffnet. Gegen das
ergangene Urteil legten vier der Verurteilten von 1947 (einer der
Angeklagten war freigesprochen worden) Revision ein, was auf
einer Sitzung des Strafsenates des Oberlandgerichtes in Frankfurt
vom 28. Januar 1948 anerkannt wurde. Erst 1950 lagen gegen die
verbliebenen Angeklagten rechtskräftige Urteile vor, deren
Strafmaß gegenüber der ersten Verhandlung sehr reduziert war.
Mitte der 50er Jahre, als sich die Bundesrepublik um internationale
Anerkennung bemühte, begannen die Rückerstattungs- und
Entschädigungsverfahren von verfolgten Juden. Die
Wiedergutmachungsleistungen umfassten die Rückerstattung des
Eigentums der Juden sowie Entschädigungen für
Ausbildungsunterbrechungen, Zwangsabgaben,Lagerhaft- und
Zwangsarbeitszeiten sowie Renten.
Die Verwaltung Bergen-Enkheim hat die Bemühungen der
Emigrierten um Nachweise und Zeugnisse rückhaltlos unterstützt.
Erschwerend stellte sich dabei allerdings heraus, dass sowohl bei
der Gemeinde, wie auch bei der für Bergen-Enkheim zuständigen
Kreisverwaltung in Hanau kaum Akten, Dokumente und Unterlagen
aufzutreiben waren. In Hanau war in den letzten Tagen des Krieges
das Gebäude der Kreisverwaltung zerstört worden; und in Bergen-
Enkheim wird vermutet, dass durch die zuständige
Gemeindeverwaltung diverse Unterlagen beiseite geschafft
wurden.
Die Gemeinde Bergen-Enkheim bemühte sich, die Erinnerung an die
ehemalige jüdische Gemeinde von Bergen-Enkheim zu bewahren.
So ließ sie in den unmittelbaren Nachkriegsjahren die beiden
zerstörten jüdische Friedhöfe wieder herrichten.
> Weiterlesen:
Gegen das Vergessen
Der NS-Terror gegenüber der
jüdischen Bevölkerung begann in
Bergen am 10. November 1938
An diesem Tag wurde nicht nur die Synagoge
zerstört, sondern auch jüdische Geschäfte,
Wohnungen und Friedhöfe. Daran
beteiligten sich viele Berger Bürger. Unter
ihnen waren auch Schüler, die sich mit Steinen
bewaffnet hatten.
Synagoge zwei Tage nach der Zerstörung
Foto: Hessisches Landesarchiv Wiesbaden, Abt. 461,
30021 Bd.1. Mit freundlicher Genehmigung des Hessischen
Landesarchivs Wiesbaden, 25.01.2021
Die jüdischen Familien wurden ab 1938
zwangsweise in 11 Häusern zusammengelegt
und in zwei Sammeltransporten am 30. Mai
und 5. September 1942 aus diesen Häusern
deportiert. Der Fußmarsch führte durch
Bergen und Enkheim zum Bahnhof Mainkur.
Von dort wurden sie nach Hanau gebracht, mit
Viehwagen in die Todeslager verschickt und
dort ermordet.
.
Geschichte der jüdischen Gemeinde Bergen-Enkheim
Digitale Neugestaltung der gleichnamigen Ausstellung von Helmut Ulshöfer
Initiative Stolpersteine Bergen-Enkheim
Frankfurt am Main