Rundgang
Freudenberger wurde 1924 Kolonnenarzt der Freiwilligen Sanitätskolonne des Roten Kreuzes Bergen-Enkheim.
Er war Vorstandsmitglied der Jüdischen Gemeinde von Bergen-Fechenheim, Vorsteher des Jüdischen
Wohlfahrtsamtes und Mitglied des Offizialausschusses der Jüdischen Wohlfahrtspflege für Hessen-Nassau und
gehörte dem Jüdischen Männerverein an.
Er erfreute sich sehr großer Beliebtheit und war wegen seines besonderen Engagements für seine Patienten
allenthalben geschätzt. Es ist bekannt, dass er seine Hilfsbereitschaft ohne Ansehen der Person auch armen
Patienten ohne Bezahlung zu Teil werden ließ.
Mit der NS-Zeit änderten sich seine Lebens- und Arbeitsbedingungen erheblich. Seine Praxis wurde von
Nachbarn beobachtet, Patienten wurden notiert und der NSDAP gemeldet. Eine Frau hatte am Fenster ihres
Hauses Am Villaberg einen Spiegel angebracht, registrierte die Menschen, die zu Dr. Freudenberger in die Praxis
gingen, und zeigte sie an.
Bevor alle jüdischen Ärzte am 1. Oktober 1938 Berufsverbot erhielten, flüchtete Freudenberger mit seiner Familie
im August in die USA. Von Bord der Aquitania schrieb er noch eine Abschiedskarte an Paula Hess, die 1942 in
Sobibor ermordet wurde. Im Juni 1942 ließ er sich mit seiner Familie im Staat New York nieder und baute unter
erheblichen finanziellen Schwierigkeiten eine Praxis auf, die sich nur sehr langsam entwickelte. Er starb 1961 in
New York.
Der Senat der Julius-Maximilians-Universität Würzburg erklärte im Jahr 2071 die 1940 erfolgte Aberkennung der
Doktorwürde für nichtig und erklärte Rudolf Freudenberger für „rehabilitiert“.
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Initiative Stolpersteine Bergen-Enkheim
Frankfurt am Main
Der Arzt Dr. Rudolf FREUDENBERGER konnte mit
seiner Familie im September L938 aus Deutschland
fliehen. Er wurde 1893 in Memmelsdorf in Unterfranken
geboren, besuchte das Humanistische Gymnasium in
Bamberg und schloss sein Medizin-studium in Nürnburg
1920 mit der Promotion ab. Mit seiner Ehefrau Amalie
Adler, die 1895 in Heubach geboren wurde, zog er 192L
nach Bergen, wo er als praktischer Arzt zunächst in der
Marktstraße 68 und später in der Steingasse 30, heute
Röhrborngasse, Privat- und Kassenpatienten behandelte.
Das Ehepaar hatte drei Kinder: Joachim und das
Zwillingspaar Josef und Bertel-Maria, die 1924 und 1928
geboren wurden.