Rundgang
Das Haus und Grundstück in der Röhrborngasse 1 musste Friedas Vater 1938 an den vormaligen Besitzer für
5.000 Reichsmark verkaufen. Julius Hahn starb am 18. Februar 1942 im Jüdischen Krankenhaus in der
Gagernstraße. „Man erinnert sich noch, wie man die Hinterbliebenen durch den Schnee den Klingenweg zum
Frankfurter Friedhof gehen sah, da den Juden die Trambahn und sonstiges Fuhrwerk verboten war“, berichtete
Pfarrer Wessendorft über Hahns Begräbnis.
Jenny Hahn arbeitete zuletzt als Hausangestellte. Im April 1942 war sie bei der Firma „Braun Radio“, Werk 2, in
der Mainzer Landstraße 196/III beschäftigt, wahrscheinlich als Zwangsarbeiterin. Überliefert ist eine Anekdote
über die beiden unverheirateten Schwestern: „Als das Ehepaar Winter im Jahre 1936 heiratete, waren bei den
Hochzeitsgästen auch die Töchter von Herrn Jahn, und zwar Jenny und Frieda. Beide zogen im Brautzug mit und
nahmen auch anschließend an den Hochzeitsfeierlichkeiten teil. Dabei gab es zwar Probleme, weil kein koscheres
Essen vorhanden war, aber trinken durften die Mädels ja. Abends haben die beiden dann den Enkheimer Pfarrer
Werner Kaiser nach Hause schleppen müssen, da er alleine dazu nicht in der Lage war.“ (Wessendorft)
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Initiative Stolpersteine Bergen-Enkheim
Frankfurt am Main
FRIDA und JENNY HAHN lebten bis 1939 in der
Röhrborngasse 1, ehemals Steingasse. Frieda Hahn
wurde 1903 geboren, einen Tag nach ihrer Geburt starb ihre
Mutter. Sie war Telefonistin und wahrscheinlich bei der Post
beschäftigt. Ihre Stiefschwester Jenny Hahn wurde 1905
geboren, die Mutter ist unbekannt. Am 30. Juni 1939
mussten sie zwangsweise in das Haus des Schuhhändlers
Raphael Rudolf Hess und dessen Frau Johanna in die
Schwindegasse 2, heute Am Michlersbrunnen, umziehen.
Frieda arbeitete ohne Entlohnung als Hausangestellte.
Sie konnte jedoch dort mit ihrem Vater Julius Hahn
(Jahrgang 1870) und der Stiefschwester kostenlos wohnen.